Autor: Daniel
Im Umkreis der Zwiebelringe ist in letzter Zeit immer mal wieder die Frage aufgekommen, ob Langspielfilme auf lange Sicht von kurzen narrativen Formaten verdrängt werden. Der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne käme dies sicherlich zupass, und die große Beliebtheit, derer sich Fernsehserien erfreuen, legt diese Vermutung auch nahe. Lange Erzählbögen werden online sicherlich in Form von Webisodes weiterhin bestand haben, aber auch für eigenständige Kurzfilme kann man eine rosige Zukunft voraussagen. Im Nachfolgenden habe ich drei Beispiele aus der letzten Zeit gesammelt, die unterhaltsame Hinweise darauf geben, wie Kurzfilme abseits der klassischen Erzählstruktur – und damit näher an der Aufmerksamkeit von Webusern – aussehen könnten.
Fede Alvarez - Ataque de Pánico! (Via Twitch)
Schon zur Hochzeit der Musikvideos wurden diese zu kurzen Filmen ausgearbeitet, nicht zuletzt, um mit einer Erzählung zusätzliche Aufmerksamkeit zu generieren. In diesem Fall verhält es sich allerdings umgekehrt, denn das Ziel der Aufmerksamkeit soll die Filmhandlung – und vornämlich die Fähigkeiten des für die visuellen Effekte Zuständigen – sein. Die Verwendung bekannter Musik (hier aus dem Soundtrack von 28 Days later) dient nun als Dreingabe um den Zuschauer eine Art von Vertrautheit zu vermitteln und damit positiv aufgenommen zu werden.
Richard Gale - The Horribly Slow Murderer with the Extremely Inefficient Weapon
Auch dieses Beispiel bedient sich einer gewohnten Form, nämlich der des Trailers, der bekanntermaßen zu Werbezwecken ein Best-Of eines Langspielfilms darstellt. Man könnte dies als die Erinnerung interpretieren, die die Marketingabteilung des Studios vom Film hat. Diese wird mit den Zuschauern geteilt in Erwartung, dass die Erinnerungsfetzen genug Attraktivität ausstrahlen um einen Kinobesuch zur Folge zu haben. Allerdings verrät ein Trailer selten die gesamte Erzählung eines Films (außer vielleicht der zu Die Reifeprüfung), obwohl die Beschränkung auf die Highlights sicherlich näher an den modernen Sehgewohnheiten ist als der eigentliche Film.
Saman Keshavarz - Luv Deluxe
Mit dem Thema Erinnerung spielt auch der beste der drei hier vorgestellten Kurzfilme, allerdings mit der Erinnerung des Zuschauers selbst, die viel näher an der Natur des Films ist. Mit Natur ist hier der Niederschlag des Lebens auf dem Trägermedium gemeint, mit seinen notwendigen Auslassungen (durch Format und Länge der Einstellung) und seinem unumgänglichen Nachleben (in der Erinnerung des Zuschauers). Anders als im Trailer sind die Übergänge hier nicht gänzlich entfernt, sondern verwischt, wie auch die Erinnerung an einen Film neben klaren Momenten auch weniger klare aufweist. Dass der Film visuell zudem stark an Smack my Bitch up erinnert führt uns wieder zurück zum Thema Musikvideo und der Wiederkehr des Vertrauten als Trend aller drei Arbeiten.