Autor: Uwe
Philosophisch mag mancher in der ubiquitären und allzeitigen Rezipierbarkeit musikalischer Machwerke das Ende einer qualitätsbewussten Wertschätzung derselben wahrnehmen, während wieder andere ein Zeitalter transmedialer, synästhetischer Integration zu begrüßen scheinen.
Da die Zeit an sich nach allgemein akzeptierten Theorien nun aber vermutlich eine kontinuierliche Veriable ist, gibt es per Definition noch jenen Zwischschritt, in welchem wir in beiden Welten zugleich leben und entsprechende Lösungen finden müssen.
Im vorliegenden Fall ist das tradierte Element ein Blaupunkt Autoradio und das fortschrittliche(re) die Erfindung der MP3-Kompression.
Die guten alten Musikkasetten gibt es nun seit 1963, 1982 gab es zum ersten Mal CDs zu kaufen und 1991 schließlich wurde MPEG-1 Audio Layer 3 zum Standard.
Besagtes Autoradio entstammt zwar so ungefähr dem Jahre 1995, verfügt aber lediglich über die Möglichkeit Musikkassetten abzuspielen.
Schon recht früh fanden daher findige Geister eine Möglichkeit derartig neue Technologien auch alten Systemen einzuimpfen.
Neben den heute an Popularität gewinnenden FM-Transmittern, waren das vor Allem die Kassettenadaper. Diese erweitern im Prinzip einfach das leere Gehäuse einer MC um einen Magnetkopf und ein damit verbundenes Audiokabel, zumeist ein mit 3,5-Klinkenstecker bewährtes.
Obiges Blaupunktradio ist allerdings sehr resistent gegen beide Ansätze, da es wohl recht gut abgeschirmt zu sein scheint und gleichzeitig die Frontblende das Kasettenfach vollständig verschließt.
"Was Tun?" sprach Zeus.
Hier kommt nun ein Auvisio-Produkt zum Einsatz, das neben dem höchst deskriptiven Titel "MP3-Player/Cassetten-Adapter" lediglich noch als "CA-801", wie es auf dem Gerät selbst steht, indentifiziert werden kann.
Der geneigte Leser mag sich nun wundern, was das für eine Firma sein soll und warum selbige sich eines derart unspezifischen, respektive kryptischen Namens bedienen sollte.
Aller Wahrscheinlichkeit nach - Wir konnten das leider nicht zufriedenstellend belegen - handelt es sich bei Auvisio um eine Sammelmarke, unter welcher Pearl Produkte diverser Kleinsthersteller veröffentlicht.
In diesem Falle handelt es sich um einen Kasettenadapter, welcher einen MP3-Player mit SD-Card Reader beinhaltet.
Der Lieferumfang umfasst neben dem eigentlichen Gerät eine Anleitung in Schriftgröße 6, Kopfhörer ohne jeden Bezug (weder über den Schallwandlern, noch zur Klangtreue), ein USB-Netzteil mit USB-A Port und ein passendes USB-A auf USB-Mini-B Kabel.
Das Gerät selbst zeichnet sich nicht durch übermäßig hohe Verarbeitungsqualität aus (Die Fugen der Halbschalen sind doch etwas arg ungleichmäßig). Es verfügt über 6 Knöpfe auf der Oberseite (Start/Pause/An/Aus, FFW/Skip, RW/Skip Back, Lauter, Leiser, Equilizer) und einen zusätzlichen An/Aus-Schiebeschalter an der Seite. Auf der anderen Seite finden sich ein 3,5-Klinkgeneingang, da man das Gerät auch als normalen MP3-Player verwenden kann, und der USB-Eingang.
Des Weiteren finden sich zwei Dioden auf der Oberseite, die anzeigen, ob das Gerät an ist, sich im Ladezustand oder im Zustand der Unkenntnis über die eingelegte SD-Karte befindet. Diese schluckt das Gerät laut Hersteller bis maximal 2 GB, aber es darf wohl getrost in Zweifel gezogen werden, dass damit auch Karten höherer Übertragungsgeschwindigkeit gemeint sein könnten. Jedenfalls machte die 2 GB Kingston Schwierigkeiten, während die ältere 1 GB tadellos funktionierte.
Mehere Ordner stellen kein Problem dar und werden en bloc abgespielt.
Die Ladedauer der internen Akkus ist in der Anleitung mit 1,5 Stunden angegeben, aber wann wirklich voll ist, ist in Ermangelung einer Ladestandsanzeige nicht wirklich nachvollziehbar. Im Gegensatz dazu zeigen meine Tests relativ zuverlässig eine Laufdauer zwischen 5 und 6 Stunden.
Der Beginn des Hörtests war mehr als irritierend:
Alle Töne in bestimmten Frequenzen sind merkwürdig dumpf ... als wäre da ein Filter drüber. Tatsache: Der Equilizer war aktiviert. Warum auch immer.
Im Autoradio lassen sich nun wunderbar und das in Anbetracht des niedrigen Preises in überraschend guter Klangqualität die MP3s hören. Sehr großes Manko: Das Überspringen von Liedern oder Vorspulen innerhalb derselben durch die Vorspulfunktion des Radios funktioniert nicht. Den Gerüchten nach soll es allerdings Leute geben, bei denen dies klapte.
Nun muss man eben die Kassette herausnehmen und den dafür angebrachten Knopf drücken. Nicht gerade komfortabel.
Positiv zu bemerken ist wiederum, dass sich das Gerät nach einiger Zeit der Nichtbenutzung im Radio selbsttätig abschaltet.
Fazit Autobenutzung: Extrem umständlich, aber besser, als gar keine Musik zu hören.
Der Einsatz als MP3-Player ist erwartungsgemäß: Man sollte kein Opernhaus damit beschallen wollen, aber um sich in der U-Bahn mit Podcasts vor den Belanglosigkeiten des Umgebungsschalls zu flüchten, reicht er definitiv.
Nachteile sind erstens natürlich das fehlende Display, man sollte seine MP3s also schon gut kennen, zweitens die Größe der Kassette und drittens die Tatsache, dass der SD-Kartenslot über keinerlei Haltemechanik verfügt, sodass der schnellere Fußgänger durchaus mal Kontaktprobleme bekommen kann, woraufhin er dann erstmal aus- und einschalten muss.
Summa Summarum eine ganz nette Lösung für Verzweifelte, aber leider auch nicht deutlich mehr. Würde das Vorspulen funktionieren, wäre es sogar eine recht gute Erfindung. Bereuen werd ich den Kauf bei einem Preis von 20 Euro nicht.