Om - Klang
Der Klang steht für den transzendenten Urklang, aus dessen Vibrationen nach hinduistischem Verständnis das gesamte Universum entstand. Es bezeichnet die höchste Gottesvorstellung, das formlose Brahman, die unpersönliche Weltseele. Diese umfasst das Reich der sichtbaren Erscheinungen und das Reich des Transzendenten.

Alles beginnt sehr langsam und bedächtig. Der Künstler nimmt Platz auf einem Stuhl, der auf einer Art Gebetsteppich ruht. Konzentriert beginnt er seinen Stimmbändern ein überraschend authentisches Vogelzwitschern zu entlocken, das - einmal aufgenommen - den Weg in einen Loop findet, den Lowe anschließend durch die Gitarre, weitere Stimmakrobatik und eine Kaskade von Effektgeräten sukzessive zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk ausbaut. Lowes geradezu ekstatische Gestik scheint dem Zuschauer zu suggerieren, dass er nicht nur Ursprung der Musik, sondern selbst auch Teil eines größeren Flusses ist. Die Summe der sanften Schwebungen klingt schließlich wie man sich clichéhaft den auditorischen Eindruck des Betretens des Garten Edens vorstellt.

Die Texte sind hoch kryptisch und vermengen diverse mythologische Motive mit Neologismen in obskurer Sprache, was dem Hörer das Gefühl vermittelt, Teil einer dem Arkanprinzip unterliegenden Religion zu sein, aber andererseits auch den instrumentellen Charakter der Sprache unterstreicht.

Electron sea / now set free / takes into the sky above on sentinel stream.Eine deutliche äußere Struktur ist offenkundig: Zwei Strophen aus Vierzeilern, die wiederum in 3 Teile getrennt sind, wovon immer die letzte Silbe betont ist. Allerdings bilden die zweiten Verse der letzten Zeilen innerhalb einer Strophe wiederum eine Ausnahme, da hier jeweils das vorletzte Wort kurz betont wird.
And grant to me / a light to see / and pilgrimage to mountain of the votaric form.
And lighten upon day / the solarics raise / falls upon the ziggurat electron school.
And reap upon field / the host moon fade away / glides the aeronaut toward the object form.
And lighten upon day / as scintillate rays / augurate arrival of a seraphic form.
From Lebanon reels / the obelisk seen / called now inverse upon the currenter-sign.
The matter form wanes / the host moon fades / takes into the sky ascends the freedomward dove.
The rite of fall sealed / descendant orb hails her / down to the ground of electron form.
In der Gleichförmigkeit des Flusses gehen diese Feinheiten aber sehr schnell unter. Selbst die Verortung innerhalb eines Liedes kann einem unkonzentrierten Hörer manchmal aufgrund der vielen transponierten Wiederholungen von Wortgruppen schwerfallen.
Zweierlei wird daraus jedenfalls recht schnell deutlich: Bei Om dreht sich alles um Struktur und man muss eine gewisse Konzentration aufbieten, um Gewinn aus der filigranen Komplexität zu ziehen.
Schließlich greift auch Robert Lowe selbst mit dem vielleicht gewalttätigsten Tamburinspiel aller Zeiten ins Geschehen ein und unterstützt Om weiterhin am Keyboard. Insgesamt eine sehr beeindruckende Performance, deren Präsenz schwer in Worte zu fassen ist.

(Den besseren, extrem verspäteten Konzertbericht gibt es bei uns, die besseren Bilder allerdings im gig-blog.)